Dienstag, 6. November 2012

Aktuelles Oktober 2012

Hallo Freunde,

Grüße und ein paar Infos aus Uganda!

Ich hoffe es freut euch genauso wie mich, ich habe einen Weg gefunden unsere Ausgaben etwas zu reduzieren und damit auch noch die Umwelt zu schützen.

Nachhaltigkeit, Energiesparen und Umweltschutz ist nicht nur in Deutschland ein Thema, wie ich erfreut feststellen durfte. Ich muss zugeben ein bisschen überrascht hat es mich schon, dass es neben den unendlichen Müllbergen, Plastik, Plastik, Plastik überall und Abholzen von Wäldern dann doch auch Menschen gibt die zukunftsorientiert und nachhaltig denken.

Ich war auf einer Messe zum Thema Energie sparen, neben diversen Öfen die so konstruiert sind, dass sie so wenig wie möglich Kohle/Feuerholz verbrauchen und auch Solar- und Biogasanlagen, fand ich eine für mich neue Idee. Das herstellen von Brennmaterial (ich nenn es hier weiterhin Kohle) aus Bioabfällen.

Wir haben diese Kohle bisher erst einmal getestet, aber wenn ich richtig liege dann geben wir anstatt ca. 5000 UGSH (wenn nicht sogar mehr) täglich zum Kochen nur noch ca. 1500 UGSH aus und schützen auch noch die Umwelt.

Godfrey der Schulleiter unserer Grundschulkids, nutzt diese Kohle bereits in seiner Schule, ebenso hat er  bereits einen Kurs zur Herstellung besucht. Bisher kauft er sie auch noch ein, wir werden aber am Montag mal versuchen ohne Maschinen nur durch Handarbeit diese Kohle herzustellen und dann mal schauen wie es weitergeht.

Zu Lubowa, unserem Neuzugang gibt es auch eine Entwicklung. Zum einen haben wir ihm einen Art Nachhilfelehrer von Godfreys Grundschule besorgt, der ihn täglich unterrichtet und somit auf das nächste Schuljahr vorbereiten soll.



Wir haben seine Familie ausfindig machen können. Lubowa (was gar nicht sein echter Name ist) hat uns zunächst nach Massaka in ein kleines Dorf geführt, wo seine Großmutter lebt. Zumindest dachte er das, sie ist aber mittlerweile umgezogen, jedoch haben wir die Telefonnummer einer anderen Verwandten bekommen, die im Kampala lebt. Über diese konnten wir auch Lubowas Mutter ausfindig machen.

Ja eine traurige und schwer nachzuvollziehende Familiengeschichte. Der Vater ist vor 10 Jahren gestorben, die Mutter hat dann einen neuen Mann gefunden und konnte ihren Sohn in der neuen Beziehung nicht gebrauchen. Sie hat ihn zur Oma ins Dorf geschickt, da gab es irgendwann ein Problem und Lubowa wollte in die Stadt um nach seiner Mutter zu suchen und ist da er sie nicht finden konnte auf der Straße gelandet. Bei dem gemeinsamen Treffen hat er sie nicht einmal wieder erkannt.

Ja natürlich ist Lubowa verletzt, zu Recht. Jedoch hat seine Mutter bereits nach ihm gesucht und sie will ihn zurück haben. Lubowa hat dies zunächst verweigert und meinte er habe eine neue Familie gefunden bei der er bleiben möchte. Jedoch konnte William ihn überzeugen, dass eine echte Familie zu haben sehr viel Wert ist und wir nicht immer für ihn da sein können. Wir versuchen nun langsam eine Beziehung aufzubauen, dieses Wochenende besucht er Seine Mutter, seinen Stiefvater und seinen Halbbruder.

Der Gedanke im Moment ist, dass er in eine Internatsschule in der Nähe seiner Familie gehen könnte. Die Ferien und evtl. die Wochenenden könnte er seine Familie besuchen. Mal schauen ob unser Plan so aufgeht.

Ja unsere 3 Jungs in betrieblicher Ausbildung, kommen ihrem Ziel immer näher. Eriah und Mudende haben noch mal den Betrieb gewechselt. Bei Eriah hatte der Chef gewechselt, und er hat nur noch Laufburschen Jobs bekommen und durfte keine Arbeit mehr ausführen  und konnte somit nichts mehr lernen . Bei Mudende hatte die ganze Werkstatt keine Aufträge.

In deren neuen Betrieben ist die Abmachung nun (Toi toi toi dass nichts dazwischen kommt), dass sie nur noch ca 3 Monate als Lehrlinge gesehen werden und dann als Arbeiter eingestellt werden.

In Patricks Fall, gab es auch eine kleine Änderung. Wir haben seinem Ausbilder noch mal etwas bezahlt, und nun ist Patrick sozusagen sein Partner. Er bekommt seinen eigenen Schalter im Shop das heißt auch Patrick wird bald selbst verdienen.

Zwar ist es in diesen Berufen nicht so, dass sie nun monatlich ein geregeltes Gehalt bekommen, nein leider nicht. Sie werden je nach Arbeit bezahlt. Dies macht das auf eigenen Beinen stehen nicht unbedingt einfacher. Trotzdem werden wir versuchen ihnen Schritt für Schritt den Umgang mit Geld und das Sparen näher zu bringen.

Auf meine Frage hin ob sie sich dann täglich Hühnchen (das teuerste und beste Fleisch hier) kaufen meinten sie „Nein Natürlich nicht wir legen uns ein Bankkonto an und sparen, aber Maisbrei wird auch nicht oft auf der Einkaufsliste stehen!“

Unsere Hoffnung ist, dass sie innerhalb eines Jahres soweit sind auszuziehen! Daumen drücken!

Sind sie nicht suess


Leider gibt es auch wieder eine etwas weniger gute Nachricht. Kawuma, Ismail musste unser Haus verlassen. Solche Entscheidungen zu treffen, sind mitunter das schwerste für mich. Für ugandische Maßstäbe arbeiten wir eh nach einer eher untypischen Pädagogik. Wir entgegnen unseren Jungs mit viel Verständnis, und können Fehler vergeben wenn sie ehrlich dazu stehen und Einsicht zeigen.

Wir wissen um die Herkunft und die Hintergründe unserer Jungs, dass sie Zeit brauchen sich zu wandeln und alte Laster abzulegen. Wir wollen ihnen diese Zeit geben, d.h. wir geben mehrere Chancen. Doch auch irgendwann ist unser Maß voll. Auch wenn es mir im Herzen weh tut, muss man irgendwann den Schlussstrich ziehen, besonders mit dem Gedanken an den Rest der Gruppe.

Ebenso schwer fällt es mir auch, euch solche Misserfolge mitzuteilen; aber ich hoffe sehr, dass ihr unsere Entscheidungen nachvollziehen und mittragen könnt.

Kawuma wurde schon des Öfteren verdächtigt zu klauen, im vorherigen Heim und ebenso bei uns. Jedoch hatten wir nie handfeste Beweise, weshalb wir nicht interveniert haben.

Dann kam im vorletzten Term das erste richtig grobe Fehlverhalten. Er kam für die Ferien nach Hause und hat 4 Wochen lang keinen Ton gesagt und uns in dem Glauben gelassen alles sei in Ordnung. Als William dann alle Einkäufe für den Schulbeginn erledigt hatte, und Kawuma am ersten Schultag in die Schule begleitet hat, kam die böse Überraschung:

Kawuma ist von der Schule geflogen, weil er Marihuana geraucht und auch verkauft hat! Nicht nur ein Verstoß gegen das Gesetz und eigentlich ein Fall für die Polizei, sondern ganz klar auch ein enormer Bruch unserer Regeln. Trotzdem haben wir noch mal ein Auge zugedrückt und William konnte die Schulleitung überzeugen Kawuma noch mal eine Chance zu geben.

Dann kam er erneut für die Ferien nach Hause. Ich spreche den Vorfall mit den Drogen noch mal an, und er versichert mir nein jetzt gäbt es keine Probleme mehr er hätte sich geändert…Jedoch verließ er jeden Abend das Haus für eine Weile und kam verdächtig riechend zurück!

Wieder lässt er uns die Einkäufe erledigen (leider hatten wir auch nicht dazugelernt und Rücksprache mit der Schule gehalten) und die böse Überraschung wartet wieder in der Schule auf uns:

Kawuma ist nun endgültig geflogen der Vorwurf lautet diesmal Diebstahl und Verkauf von Diebesgut!

Kawuma hat sich somit selbst aus dem Projekt geworfen. Es ist schwer sich zu ändern, aber ich denke ich kann von unseren Jungs erwarten, dass sie die Chance die sie von uns erhalten, erkennen und nutzen. Sie sind alt genug zu verstehen was wichtig ist und können entscheiden was richtig ist und was falsch. Wiederholtes Lügen und Kriminelle Handlungen, damit gefährdet er nicht nur sich und sein Leben, sondern auch unser Projekt und die anderen Jungs.

Wir haben zu Hause mit allen Bewohnern ein Meeting abgehalten. William hat unsere Seite und unsere Gründe dargelegt und wir haben dem Rest der Truppe noch mal Feuer unterm hintern gemacht. Kawuma konnte unsere Entscheidung akzeptieren, er hat sich bei uns für die Hilfe bedankt und hat das Haus verlassen.

Ja trotzdem haben William und ich uns dann doch noch mal dazu entschlossen zur Schule zu fahren und für Kawuma zu sprechen. Am Ende diesen Term hätte er Prüfungen gehabt und somit zumindest die unterste Stufe seiner Ausbildung mit einem Zertifikat abgeschlossen. Die Schule konnte ihm jedoch nicht erlauben zurückzukommen.

Nach langer Überlegung und Hin und Her, haben wir uns entschlossen ihm vorerst nicht mehr zu helfen. Ich hatte noch mit dem Gedanken gespielt, ihm zu helfen eine praktische Ausbildung in einem Betrieb zu beginnen. Jedoch konnte ich nach reiflicher Überlegung keine sinnvolle Möglichkeit finden.

Zurück ins Haus ist definitiv keine Möglichkeit, hierfür ist er ein zu Hohes Risiko. Er hat es nicht geschafft sich zu ändern, in einer Situation in der er alles hatte (außer Drogen), darum  ist es schwer vorstellbar, dass er aufhören wird zu klauen, wenn er nicht mehr von uns rund um versorgt wird. Das Risiko nun wieder Geld in ihn zu in zu investieren um ihn dann am Ende im Knast zu finden ist zu hoch.

Ja so was ist schon immer ein kleiner Rückschlag und bringt einen auch immer mal wieder zum zweifeln. Aber gerade hat Godfrey, der 10 Jahre Erfahrung hat in der Arbeit mit Straßenkindern, gemeint „ Mehr als versuchen kannst du es nicht und wenn du nur ein paar helfen kannst ist es besser als nichts“ So Kopf hoch und weiter geht’s. Man braucht auf jedenfall ein großes Herz und viel Geduld und verständnisvolle Spender.

Also vielen Dank!
Ich kann mich nur wiederholen, wenn jemand kreative Ideen hat um uns beim Spendensammeln zu unterstützen her damit…oder wenn jemand Ideen hat wo wir unsere Ware verkaufen können immer willkommen …

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